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Parodontose & Zahnfleischrückgang

Zurückgehendes Zahnfleisch kommt häufig vor, wird aber meistens zu spät bemerkt. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles zu den Anzeichen, Behandlungsmethoden & Risiken von Parodontose.

Parodontose stoppen
Tobias Mikula

von:

Tobias Mikula
Experte für Zahnprobleme  86 Ratgeber seit 2016

Tobias ist Gründer von Dentalwissen und hat seit 2016 zahlreiche Ratgeber rund um die Zahngesundheit verfasst. Er stützt sich auf wissenschaftliche Fakten & den aktuellen Stand der Forschung.

aktualisiert am:

Die meisten Leute erkennen zu spät, dass sie unter Zahnfleischrückgang leiden, weil er schleichend fortschreitet.

  • Dabei ist schnelles Handeln das Allerwichtigste, denn wenn Zahnfleischrückgang unbehandelt bleibt, lässt er sich nicht mehr rückgängig machen.
  • Das ist nicht nur ein kosmetisches Problem. Abwarten kann schwerwiegende Folgen haben, und im schlimmsten Fall zum Verlust Ihrer Zähne führen.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die Parodontose rechtzeitig erkennen, sie vermeiden und richtig behandeln.

Inhaltsverzeichnis

Die wichtigsten Fakten zu Parodontose

Bei der Parodontose bzw. Parodontitis handelt es sich um eine Entzündung des Zahnbetts.

parodontose Der Verlauf von Parodontose: Am Anfang sind es nur (behandelbare) Zahnfleischentzündungen, später zieht sich das Zahnfleisch immer weiter zurück.*

  • Diese ist meist durch eine vorangegangene Infektion mit Bakterien ausgelöst - z.B. bei mangelhafter Zahnpflege.
  • Parodontose ist weit verbreitet und häufiger sogar gefährlicher als Karies, da sie noch häufiger zu Zahnverlust führt.

Da das Thema sehr ausführlich ist, habe ich es in verschiedene Unterartikel eingeteilt - falls Sie besonders umfassende Erklärungen suchen, dann lesen Sie einfach in einem der folgenden Artikel weiter:

(Alternativ können Sie auch weiterscrollen - ich habe weiter unten alle wichtigen Informationen auf einen Blick zusammen gefasst).

Am Beginn jeder Parodontose stehen Zahnfleischerkrankungen (auch Gingivitis genannt). Je früher Sie diese behandlen, desto besser.

Lernen Sie mehr über die ersten Anzeichen von Zahnfleischrückgang und den üblichen Verlauf der Erkrankung bis hin zur Parodontitis.

Finden Sie heraus, welche Ursachen zu Zahnfleischrückgang führen – dieses Wissen hilft dabei, den Rückgang bestmöglich zu stoppen.

Wie Ihr Zahnarzt Zahnfleischrückgang behandelt, und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen, wenn Sie zu lange warten, können Sie in unserem Experten-Artikel über die Parodontosebehandlung beim Zahnarzt lesen.

Möchten Sie es lieber erst einmal ohne aufwendigen Zahnarztbesuch probieren? Auch dazu erhalten Sie im verlinkten Artikel zu Hausmitteln gegen Zahnfleischschwund viele hilfreiche Informationen.

Am besten ist es natürlich, wenn Sie Zahnfleischrückgang von vornherein vermeiden – durch gesunde Ernährung, Vitamine, und richtige Vorsorge. Lernen Sie hier, wie das geht.

Hinweis: Warten Sie nicht zu lange und gehen Sie im Zweifelsfall immer zu Ihrem Zahnarzt, denn denn nur der kann eine unauffällige Parodontose feststellen. Ein persönliches (und oft kostenlosenes) Gespräch mit einem Experten leistet viel mehr als jeder Ratgeber im Internet.

Parodontose erkennen, Zahnfleischrückgang stoppen

Das erste Symptom besteht meist darin, dass die Zähne empfindlicher sind und die Zähne länger aussehen, als vorher. Manchmal lässt sich eine Kerbe am Zahnfleisch erfühlen.

parodontose symptomeDie Symptome von Parodontose sind meist lange vorher zu spüren - allerdings nicht immer deutlich.

Im späteren Verlauf kommen deutlich sichtbare entzündete Stellen am Zahnfleisch hinzu, die immer wieder auftreten, und nur sehr schlecht abheilen.

Viele dieser Anzeichen werden bei Rauchern allerdings oft übersehen, da durch das Rauchen das Zahnfleisch schlechter durchblutet wird.

Von den ersten Anzeichen zur Gingivitis

Bei einer anhaltenden Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist das Zahnfleisch rot und geschwollen. Außerdem ist das Zahnfleisch berührungsempfindlich und man leidet zunehmend unter Schmerzen.

  • Die Bakterien, die sich angesammelt haben, lösen im Körper eine Abwehrreaktion aus, durch die Zahnfleischgewebe zerstört wird. Durch die Entzündung kommt es zur Eiterbildung und Mundgeruch.
  • Die gute Nachricht dabei ist, dass eine Gingivitis sich gut behandeln lässt, wenn sie frühzeitig bemerkt wird. Dadurch kann der Zahnfleischrückgang häufig rückgängig gemacht werden, und schwerwiegendere Folgen werden vermieden.

Ohne Behandlung kann eine Parodontitis entstehen

Wenn die Zahnfleischentzündung allerdings unbehandelt bleibt, kann sie auf den Kieferknochen, die Zahnwurzelhaut und den Zahnzement übergreifen, und es entsteht eine Parodontitis (Parodontose).

  • Wenn das Zahnfleisch weiter zurückgeht, liegen schließlich die Zahnhälse und sogar Zahnwurzeln frei.
  • Es bilden sich Taschen im Zahnfleisch aus, in denen sich weiter Bakterien ansammeln. Die fortschreitende Entzündung führt schließlich zu einem Knochenverlust, und die Zähne lockern sich.

parodontitis verlaufParodontitis im Verlauf: Das Zahnfleisch baut ab & die Zahnwurzel liegt immer weiter frei.

Wenn die Zähne und ihr umliegendes Zahnfleisch auf lange Sicht dauerhaft geschädigt werden, müssen sie irgendwann vollständig entfernt werden. Im schlimmsten Fall kann das zum kompletten Verlust der Zähne führen.

Dann helfen nur noch teurer Zahnersatz & langwierige Behandlungen beim Zahnarzt.

Wodurch kommt es zum Zahnfleischrückgang?

Es gibt viele Ursachen für die Parodontose - aber die Hauptursache sind Zahnfleischerkrankungen, insbesondere Zahnfleischentzündung (Gigivitis).

Diese entsteht vor allem durch Bakterienansammlungen an den Zähnen (Plaque).

Dabei gibt es etliche begünstigende Faktoren, zum Beispiel:

  • Mangelnde Zahnpflege

Putzen Sie sie zweimal pro Tag zwei Minuten? Gehen Sie regelmäßig zum Zahnarzt? Vorbeugung gegen Zahnfleischentzündungen ist die wichtigste Maßnahme gegen Parodontose.

  • Falsche Zahnpflege

Putzen Sie Ihre Zähne richtig (KAI-Methode oder bequemer: mit einer elektrischen Zahnbürste)?

ParodontosevorsorgeSchallzahnbürsten & Ultraschallzahnbürsten eignen sich ganz besonders gut zur Vorsoge gegen Parodontose.

  • Benutzen Sie die richtige Zahnbürste, harte Borsten können das Zahnfleisch schädigen.
  • Setzen Sie auf fluoridhaltige Zahnpasta, Mundspülungen sowie Hausmittel wie Kokosöl oder Xylit.

Benutzen Sie Zahnseide? Hier finden Sie Tipps, wie man diese benutzt: Zahnseide & Alternativen im Überblick.

  • Falsche Ernährung

Süße und saure Lebensmittel, insbesondere Fruchtsäfte und Limonaden, begünstigen Zahnprobleme. Was ist gut für Ihre Zähne?

  • Vermeiden Sie Obstsäfte, süße, stärkereiche und saure Speisen und Getränke
  • Essen Sie vitaminreich: Insbesondere Vitamin A und Vitamin C sind wichtig für Ihre Zähne
  • Essen Sie Rohkost & ausgewogene Lebensmittel - Käse, Gemüse und grüner Tee (aber auch ein saftiges Steak).

Lesen Sie mehr zur zahnfleischfreundlichen Ernährung.

  • Rauchen

Wussten Sie, dass Raucher ein 67% höheres Risiko haben, an Zahnerkrankungen zu leiden, als Nichtraucher?

rauchen vorsorgeuntersuchungRaucher sollten besonders genau auf Symptome achten.

Wenn Sie mit 18 angefangen haben zu rauchen, und bis zum Alter von 35 jeden Tag eine Packung Zigaretten rauchen, kostet Sie das durchschnittlich vier bis fünf Zähne.

Tipp: Hier gibt’s mehr Infos zur richtigen Zahnpflege als Raucher.

  • Diabetes

Ein schlecht behandelter Diabetes ist ein großes Risiko für Zahnerkrankungen (und Zahnerkrankungen verschlechtern wiederum einen Diabetes). Vermeiden Sie das besser von Anfang an, und sorgen Sie dafür, dass Ihr Blutzucker stabil bleibt.

Weitere Gründe können außerdem sein:

  • Abwehrschwäche durch Erkrankungen oder immunsupprimierende Medikamente
  • Hormonelle Ursachen (Schwangerschaft)
  • Genetische Veranlagung

Wie Sie dem Zahnfleischrückgang vorbeugen können

In den meisten Fällen kann man Zahnfleischrückgang vermeiden, indem man verursachende Faktoren ausschaltet.

zahnfleischentzündung vorbeugen

  1. Pflegen Sie Ihre Zähne. Putzen Sie Ihre Zähne richtig und regelmäßig. Nutzen Sie Zahnseide oder eine Munddusche. Kaufen Sie im Zweifelsfall eine elektrische Zahnbürste.
  2. Gehen Sie regelmäßig zum Zahnarzt. Die gesetzliche Krankenkassen bezahlen meist 2x im Jahr einen Vorsorgetermin, 1x im Jahr eine Zahnsteinentfernung, und 1x alle 2 Jahre die Frühuntersuchung für Parodontitis (Parodontaler Screening Index, PSI).

Nutzen Sie diese Angebote, und sparen Sie sich die Kosten einer langwierigen Zahnbehandlung. Lassen Sie Zahnprobleme also rechtzeitig behandeln.

Lässt sich Parodontose rückgängig machen?

Der Erfolg einer Behandlung hängt von dem Zeitpunkt ab, an dem das Problem erkannt wird.

  • Im Anfangsstadium lässt sich Zahnfleischrückgang sehr gut behandeln, und die Behandlung wird meist noch großteils von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
  • Meistens wird mindestens eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt, um alle Bakterienherde zu beseitigen. Eventuell ist auch eine Antibiotikabehandlung oder eine Ozonbehandlung sinnvoll.

Danach ist es wichtig, auf eine gründliche Mundhygiene zu achten, und wenn möglich begünstigende Faktoren (Ernährung, Rauchen) zu eliminieren.

Hinweis: Lesen Sie hier mehr zur professionellen Parodontosebehandlung bei Zahnarzt.

Je weiter fortgeschritten, desto schwieriger

Hat sich allerdings schon eine Parodontitis gebildet, ist der Zahnfleischrückgang irreversibel.

parodontose behandelnEinmal verlorenes Zahnfleisch bringen Sie nicht mehr zurück.

Hier gibt es dann nur noch die Möglichkeit von Transplantaten und anderen kosmetischen Maßnahmen, die aber nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden.

  1. Wenn die Erkrankung weiter fortgeschritten ist, wird unter Umständen eine umfassende Zahnsanierung nötig. Dabei werden die Zähne gründlich gereinigt und die betroffenen Zähne mit Zahnfüllungen und Wurzelresektionen repariert.
  2. Anschließend werden mit Mundspülungen und Medikamenten (Antibiotika) die Entzündungen weiter bekämpft. Kosten ergeben sich in diesem Fall aus dem Umfang der notwendigen Zahnreparaturen und dem verwendeten Füllmaterial.
  3. Im letzten Teil der Behandlung werden verbleibende Zahnbeläge gründlich entfernt. Wenn sich tiefe Zahnfleischtaschen mit Bakterienherden gebildet haben, müssen diese geöffnet und gereinigt werden.

Die Kosten dafür übernimmt normalerweise die gesetzliche Krankenkasse, nicht allerdings einen eventuellen Knochenaufbau.

Im schlimmsten Fall müssen die kranken Zähne entfernt und eine Zahnbrücke oder eine Zahnprothese angefertigt werden. In diesem Fall kann die Behandlung sehr teuer werden und ist zu einem großen Teil Eigenleistung.

Tipp: Lesen Sie hier alles zu den verschiedenen Varianten von Zahnersatz.

Weitergehende Informationen finden Sie hier:

Alles zu den ersten Anzeichen & häufigen Symptomen von Parodontose lesen Sie in diesem Artikel. Empfehlenswert ist außerdem dieser umfassende Ratgeber zum Thema Zahnfleischentzündungen.

Es gibt auch eine professionelle Therapie, mit der Sie den Zahnfleischschwund zumindest hinauszögern können. Lesen Sie hier alles zur Parodontosebehandlung.

Aber am besten wäre es natürlich, wenn Sie diese Ratschläge überhaupt nicht brauchen. Deswegen vergessen Sie nicht, auch unseren Artikel darüber zu lesen, wie Sie Zahnfleischrückgang vermeiden können.