Zahnfleischrückgang – Professionelle Behandlung beim Zahnarzt
Erfahren Sie, wie Ihr Zahnarzt Zahnfleischprobleme behandeln kann – von der leichten Entzündung bis hin zu Zahnfleischschwund & Parodontose.
Die professionelle Behandlung der Parodontose beim Zahnarzt teilt sich in mehrere Phasen auf, die vor allem von dem Fortschritt der Erkrankung abhängig sind.
Die frühen Phasen der Behandlung werden noch ganz oder teilweise von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Hinweis: Dieser Artikel zur Parodontosebehandlung geht etwas genauer auf die Krankheit & den Ablauf der Therapie (sowie Hausmittel & Alternativen) ein.
In diesem Artikel lesen Sie mehr zu folgenden Themen:
Inhaltsverzeichnis
- Weitere Artikel zum Thema
- Phase 1: Kontrolle des Zahnfleisches & Reinigung
- Phase 2: Geschlossene & offene Behandlung
- Phase 3: Kostspieliger Wiederaufbau
- Zahnersatz
- Begleitbehandlung
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Zur Vorbeugung von Zahnfleischrückgang ist es wichtig, regelmäßig Vorsorgetermine wahrzunehmen, Zahnstein entfernen zu lassen, und alle zwei Jahre die von der Krankenkasse finanzierte Parodontitis-Früherkennung machen zu lassen.
Deshalb: Bei den ersten Anzeichen von Zahnfleischbeschwerden & Zahnfleischentzündungen schnellstmöglich zum Arzt.
Phase 1: Kontrolle des Zahnfleisches & Reinigung
In der ersten Phase der Behandlung wird zunächst eine Professionelle Zahnreinigung durchgeführt, die in vielen Fällen auch Unreinheiten entfernt und für weiße Zähne sorgt.
Dabei werden Plaque und Zahnstein gründlich entfernt, und die Zähne poliert, damit Bakterien sich schlechter anheften können.
- Die Kosten dafür belaufen sich je nach Aufwand auf 45 bis 120 Euro. Etliche gesetzliche Krankenkassen bezahlen die Professionelle Zahnreinigung inzwischen ganz oder teilweise.
- Danach wird der Zustand der Zähne und des Zahnfleisches gründlich beurteilt. Der Arzt überprüft den Lockerungsgrad der Zähne und die Tiefe eventuell vorhandener Zahnfleischtaschen.
Ist die Entzündung noch nicht weit fortgeschritten, kann sie in diesem Stadium eventuell noch mit Antibiotika oder einer Ozonbehandlung behandelt werden.
- Um die Wirkung zu verstärken, sollte Ihre Zahnpflege passen - ansonsten bilden sich die Keime schnell wieder neu.
- Setzen Sie am besten auf elektrische Zahnbürsten & Ultraschallzahnbürsten, die fehlerhafte Technik zum Teil ausgleichen.
Hausmittel können die Heilung unterstützen, aber die Zahnfleischentzüundung oft nicht mehr alleine aufhalten.
Regelmäßige Vorsorge kann den Zahnfleischschwund effektiv verlangsamen.
Info: Wie läuft eine Ozontherapie ab?
Im Rahmen einer Ozonbehandlung wird Ozon auf die Zahnfleischtaschen aufgetragen.
Dadurch sollen spezifisch die Proteine von Bakterien zerstört werden und die Zahnfleischtasche so desinfiziert werden.
- Diese Behandlung kann auch ohne Chirurgie oder Anästhesie durchgeführt werden. Nach einer Behandlung am Zahn wird dieser anschließend durch Fluorid remineralisiert.
- Zur Nachbehandlung werden spezielle Gele mehrere Monate zweimal täglich auf die Zähne aufgetragen.
Der Vorteil besteht darin, dass die Behandlung schmerzfrei ist und die Zahnsubstanz nicht angegriffen wird. Allerdings funktioniert das Verfahren nur bei kleineren kariösen Stellen. Auch kann die Fluoridbehandlung im Überschuss zu einer weißen Verfärbung der Zähne führen.
Aber Achtung: Bislang konnte allerdings in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden, dass Ozon wirklich Kosten-Nutzen-effizient ist.
Außerdem ist Ozon giftig und es lässt sich nicht völlig vermeiden, dass das Gas bei dem Verfahren in die Mundhöhle gelangt.
Kosten für die Ozonbehandlung müssen privat bezahlt werden und belaufen sich auf 45 Euro plus 25 Euro für die Nachbehandlung.
Phase 2: Geschlossene & offene Behandlung
In der zweiten Phase werden die Zahnzwischenräume und Zahnfleischtaschen noch einmal gründlich gereinigt. Dabei wird insbesondere auch der Zahnstein unterhalb vom Zahnfleischrand entfernt.
- Außerdem wird eine Wurzelglättung an den freiliegenden Zahnhälsen durchgeführt (geschlossene Behandlung).
- Sind die Zahnfleischtaschen bereits zu tief, müssen sie chirurgisch geöffnet und gereinigt werden. Sie werden dann wieder vernäht und die Fäden nach etwa 1 Woche entfernt (offene Behandlung).
Der Zahnarzt entfernt dabei krankes Zahnfleisch - entweder zahnchirurgisch oder mit einer Laserbehandlung.
Eine Ozontherapie kann unterstützend wirken. Zur Bekämpfung der Bakterien verschreiben viele Ärzte zusätzliche Antibiotika.
Die Behandlung von Parodontose ist teuer - oft sind aufwendige Operationen nötig.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Die offene Behandlung wird von den gesetzlichen Krankenkassen nur übernommen, wenn die geschlossene Behandlung ohne Erfolg geblieben ist.
Für die Parodontosebehandlung muss bei der Krankenkasse ein Antrag auf Übernahme der Kosten gestellt werden. Übernommen werden in der Regel Kosten, wenn Zahnfleischtaschen mit mehr als 3,5 mm Größe bestehen.
Welche Kosten im Einzelfall übernommen werden ist allerdings unterschiedlich, und sie müssen individuell bei der Krankenkasse erfragt werden.
Laserbehandlung gegen Parodontitis
Eine Laserbehandlung zur Glättung der Zahnwurzeln ist Privatleistung und kostet zwischen 12 und 17 Euro pro Zahn. Wenn zusätzlich eine Öffnung der Zahnfleischtaschen erfolgt, kostet das zwischen 23 und 36 Euro pro Zahn, mit einem Zuschlag von bis zu 68 Euro für die Laserbehandlung.
Phase 3: Kostspieliger Wiederaufbau
In der dritten Phase werden Zahnfleisch und Knochen neu aufgebaut, Füllungen und Zahnkronen angefertigt, und eventuell Zahnimplantate gesetzt oder Brücken und Prothesen angefertigt.
Diese Behandlungen werden überwiegend nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Bei Privatleistungen haben wir als Kosten den Mittelsatz (2,3x Basissatz) angegeben. Zahnärzte können diesen Satz aber nach Ermessen bis auf 3,5x anheben, was bei komplizierteren Behandlungen auch häufig getan wird.
Welche Behandlungsmethode genau erfolgt, hängt auch von dem entstandenen Schaden ab. Im folgenden finden Sie einen Überblick zu den häufigsten Techniken:
Rezessionsdeckung des Zahnfleisches
Bei der Rezessionsdeckung werden die Stellen, an denen das Zahnfleisch zurückgegangen ist, wieder aufgefüllt. Diese Behandlung ist allerdings nur dann möglich, wenn noch Zahnfleisch zwischen den Zähnen vorhanden ist.
Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.
Zahnfleischtransplantation
Bei der Zahnfleischtransplantation (auch Schleimhauttransplantation) wird gesundes Gewebe von einer anderen Stelle im Gaumen entnommen und an die erkrankte Stelle übertragen.
Dadurch kann teilweise verlorenes Zahnfleisch wieder nachwachsen. Die Entnahmestelle heilt offen, das Transplantat wird mit Nähten und eventuell Gewebekleber fixiert.
Die Heilung dauert einige Wochen bis Monate.
Die Kosten dafür betragen im Mittelsatz etwa 24 Euro, obgleich es sich um eine relativ schwierige Operation handelt. Diese Behandlung ist dadurch nicht sehr populär.
Zudem ist die Verheilung der offenen Wunde anfällig für Entzündungen und über längere Zeit schmerzhaft.
Bindegewebstransplantation
Bei der Bindegewebstransplantation wird aus einer Tasche am Gaumen Bindegewebe entnommen und diese dann wieder vernäht.
- Dadurch bestehen bei dieser OP bessere Heilungsaussichten als bei einer Schleimhauttransplantation, da die Wunde schneller verheilen kann.
- Das Transplantat wird mit Nähten und eventuell Gewebekleber befestigt und integriert sich nach und nach in das Gewebe, bis es wie normales Zahnfleisch aussieht.
Die Behandlung dauert mehrere Wochen.
Kosten setzen sich aus mehreren Behandlungsteilen (Transplantat, OP-Zuschlag, Verschiebelappen etc.) zusammen, und liegen bei etwa 230 Euro pro Zahn im Mittelsatz.
Verschiebelappen
Beim Verschiebelappen wird Zahnfleisch am behandelnden Zahn durch Entlastungsschnitte gelöst, hochgezogen und wieder festgenäht.
- Dies kann mit einer Bindegewebstransplantation oder der Einbringung von Schmelz-Matrix-Proteinen verbunden werden.
- Es ist eine vergleichsweise einfache OP, ist aber nur möglich, wenn noch genügend Zahnfleisch vorhanden ist.
Kosten belaufen sich auf im Mittelsatz etwa 100 Euro pro Zahn.
Knochen- und Zahnbehandlung
Wenn die Parodontitis schon den Zahnknochen angegriffen hat, müssen die Hohlräume im Knochen aufgefüllt werden.
- Löcher in den Zähnen werden mit Füllungen geschlossen, gegebenenfalls müssen einzelne Zähne auch überkront werden.
- Wenn die Zähne bereits so stark geschädigt sind, dass sie entfernt werden müssen, muss im Anschluss Zahnersatz hergestellt werden.
Die Kosten für diese Behandlungen werden teilweise anteilig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Guided Tissue Regeneration (GTR)
Bei der gesteuerten Geweberegeneration werden nach dem chirurgischen Öffnen der Zahnfleischtaschen und der Reinigung der Hohlräume Membranen zwischen Zahn und Zahnfleisch gelegt.
Dadurch kann sich der Knochen im Optimalfall zurückbilden, ohne dass er von dem schneller wachsenden Narbengewebe verdrängt wird.
Zusätzlich kann Knochenersatzmaterial in die Hohlräume eingebracht werden (Defektfüllung).
- Die Behandlung setzt sich aus den Kosten für die einzelnen Behandlungsabschnitte zusammen, und kann pro Zahn mehrere hundert Euro kosten.
- Dabei entfallen 60-100 Euro auf die Membran, und 60-120 Euro auf das Knochenersatzmaterial, zuzüglich Betäubung und Behandlungskosten.
Schmelz-Matrix-Proteine (Emdogain®)
Aus Zahnkeimen von Schweinen gewonnene Proteine können die Neubildung von Zahnsubstanz anregen. Die Behandlung kostet ab 200 Euro Materialkosten zuzüglich der Behandlungskosten.
Füllungen
Die Kosten für Zahnfüllungen können sehr variieren. Sie sind abhängig von der Anzahl, Art und Lage der zu füllenden Flächen und der Art des Füllmaterials.
Die Krankenkasse übernimmt (teilweise bis ganz) die Kosten für Amalgamfüllungen (Haltbarkeit 7-8 Jahre), Glasionomerzementfüllungen (Haltbarkeit 1-2 Jahre) und Kompomerfüllungen (Haltbarkeit 4-6 Jahre).
- Glasionomerzementfüllungen werden aber nur bei Milchzähnen oder als provisorische Füllung gemacht. Ihre Haltbarkeit ist gering, und beim Einsatz einer neuen Füllung muss der Zahn weiter abgeschliffen werden. Es ist daher empfehlenswert, sofort eine Füllung mit langer Haltbarkeit machen zu lassen.
- Kompomerfüllungen bestehen aus einer Mischung aus Glasionomerzement und Komposit und eignen sich nicht für kaubelastete Zähne, daher werden sie meist auch nur provisorisch oder bei Milchzähnen verwendet.
- Häufig verwendet werden Kompositfüllungen (Kunststofffüllungen). Dabei handelt es sich um unterschiedliche Mischungen aus Kunststoff mit Glas, Quarz oder Keramik. Diese sind sehr formstabil und langlebig. Sie können individuell an die Zahnfarbe angepasst werden.
Haltbarkeit & Kosten
Bei Kompositfüllungen (Haltbarkeit 4-10 Jahre) werden die Kosten nur bei den Frontzähnen übernommen.
- Bei anderen Füllungen übernimmt die Krankenkasse die Kosten einer Amalgamfüllung und Mehrkosten sind Privatleistung. Das gilt zum Beispiel für Kompositfüllungen an Seitenzähnen, Goldinlays (Haltbarkeit 10-15 Jahre) und Keramikinlays (Haltbarkeit 8-10 Jahre).
- Auch wenn die Haltbarkeit für Keramikfüllungen meist als länger angegeben wird, als für Komposit, konnte in Untersuchungen über 15 Jahre kein signifikanter Unterschied in der Haltbarkeit von Kompositfüllungen, Amalgamfüllungen und Keramikinlays festgestellt werden.
Kompositfüllungen können allerdings schwer zu ersetzen sein, wenn sie der Originalfarbe des Zahns so sehr ähneln, dass sie sich nicht mehr davon unterscheiden lassen. Sie können sich mit der Zeit verfärben, zum Beispiel durch Kaffee oder schwarzen Tee.
Zahnkronen
Kosten für Zahnkronen setzen sich aus Behandlungskosten, Materialkosten und Laborkosten zusammen, und sind abhängig von der Art der erstellten Krone.
Die Krankenkasse bezahlt anteilsmäßig Metallkronen. Vollverblendete Kronen sind Privatleistung.
Krone | Gesamtkosten pro Zahn (Eigenanteil) Euro |
---|---|
Stahlkrone | 250-350 (50-170) |
Goldkrone | 400-600 (220-420) |
Verblendkrone | 300-430 (120-250) |
Vollkeramikkrone (Mittelsatz) | 500-1000 (Privatleistung) |
Goldverblendkrone (Mittelsatz) | 500-1000 (Privatleistung) |
Zahnersatz
Wenn die Parodontose bereits weit fortgeschritten ist, müssen oft mehrere Zähne, manchmal sogar alle Zähne, entfernt werden. In diesem Fall ist am Ende der Behandlung die Erstellung einer Brücke oder Prothese notwendig. Kosten werden abhängig vom Material teilweise von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Zahnimplantate hingegen müssen privat bezahlt werden.
Zahnbrücken
- Die Kosten von Brücken sind von der Lage und Größe der Brücke abhängig. Die Krankenkasse übernimmt anteilsmäßig Brücken aus Metall mit lippenseitiger Keramikverblendung.
- Vollkeramik muss privat bezahlt werden. Kosten können sehr variieren, daher ist es wichtig, dass Sie sich vor der Behandlung einen Kostenplan erstellen lassen.
Brücke | Gesamtkosten für Brücke mit 3 Zähnen (Eigenanteil) Euro |
---|---|
Stahl | 475-600 (50-170) |
Gold | abhängig vom Goldpreis |
Verblendeter Stahl | 400-750 (120-250) |
Vollkeramik | 1400-2100 |
Zahnimplantate
Wenn Zähne entfernt werden mussten, bietet sich der Einsatz eines Zahnimplantats an. Auch zur Befestigung der Prothese bei der Entfernung aller Zähne können Zahnimplantate sinnvoll sein.
Allerdings muss dieser Eingriff gründlich abgewogen werden. Zum einen ist ein Zahnimplantat sehr kostenintensiv. Zum anderen ist der Erfolg bei schwerwiegenden Zahnfleischproblemen nicht garantiert.
Insbesondere bei Begleiterkrankungen, die Zahnfleischprobleme begünstigen, kann es zu einer Periimplantitis kommen.
Die Kosten unterscheiden sich je nach Typ
- Die Kosten für das Zahnimplantat sind abhängig vom Aufwand der Behandlung und der Art des Implantats. Sie betragen für ein einzelnes Implantat mit einem etablierten Implantatsystem aus Titan zwischen 1700 und 3900 Euro. Importzahnersatz kann unter Umständen billiger sein.
- Keramikimplantate (Zirkonimplantate) sind meist verträglicher als Implantate aus Titan, erfordern aber einen größeren Behandlungsaufwand. Kosten liegen je nach Lage zwischen 2200 und 3600 Euro. Zur Befestigung einer Vollprothese bei Zahnlosigkeit sind mindestens acht Keramikimplantate notwendig.
Prothesen
Wenn das Zahnfleisch sich nicht mehr ersetzen lässt, wird eine Zahnfleischprothese angefertigt. Es ist eine Prothese aus weichem Kunststoff, die den Zahnfleischrückgang verbirgt. Sie kann auch ein Teil einer Zahnprothese sein.
Kosten für Prothesen setzen sich aus den Kosten für die Behandlung, Material- und Laborkosten zusammen, und belaufen sich im Mittelsatz auf 1200-1500 Euro pro Prothese.
Begleitbehandlung
Zusätzlich zu der Zahnbehandlung müssen auch die Ursachen des Zahnfleischrückgangs ermittelt und behandelt werden.
- Dazu gehören die Behandlung von Diabetes, Hormonstörungen, Allergien, Vitaminmangel, Magenproblemen und Ernährungsstörungen.
- Bei Zähneknirschen kann der Zahnarzt eine Zahnschiene anfertigen. Die Kosten dafür werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Mundtrockenheit durch Allergien kann zum Beispiel durch die Anschaffung von für Allergiker geeigneter Bettwäsche verbessert werden. Bei chronischer Sinusitis kann der Hals-Nasen-Ohrenarzt ein abschwellendes Spray verschreiben.
Unter Umständen kann eine operative Behandlung notwendig sein.
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