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Kiefergelenkentzündung (CMD): Symptome & Behandlung

Um eine Kiefergelenkentzündung zu behandeln, sollten Sie genauer hinschauen. Oftmals ist die Ursache eine Form von CMD. Lesen Sie, was Sie tun sollten & Infos zur Behandlung.

kiefergelenkentzündung
Annika Sammer

von:

Annika Sammer
Expertin für Zahnprobleme  92 Ratgeber seit 2016

Annika schreibt hilfreiche Ratgeber rund um die Zahngesundheit und prüft Zahnpflege-Produkte auf ihre Praxistauglichkeit.

aktualisiert am:

Ihr Kiefer schmerzt oder Sie haben Schmerzen beim Sprechen oder Essen? Dann können das typische Probleme einer Kiefergelenkentzündung sein.

  • Kiefergelenkentzündungen haben häufig eine ernstzunehmendere Ursache.
  • Verschiedene Formen der sogenannten CMD rufen derartige Beschwerden hervor.

In diesem Artikel möchte ich mich daher nicht nur der Kiefergelenkentzündung, sondern auch den häufigsten Formen der CMD widmen. Nur wenn Sie den Auslöser erkennen, lassen sich die Beschwerden effektiv behandeln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Kiefergelenkentzündung?

Bei Schmerzen oder Schwellungen am Kiefer vermuten viele Menschen eine Kiefergelenkentzündung.

kiefergelenkentzündung

In den meisten Fällen ist eine Kiefergelenkentzündung allerdings nur ein Symptom und nicht selbst die Krankheit. Deshalb ist es wichtig, den wahren Auslöser für die Schmerzen zu erkennen.

Eine Kiefergelenkentzündung kann verschiedene Ursachen haben, jedoch sind die Probleme meist einheitlich:

  • Sie können den Kiefer nur schwer oder gar nicht bewegen,
  • leiden an anhaltenden, mittleren bis starken Schmerzen und
  • können Aktivitäten wie Essen oder Sprechen nur noch sehr eingeschränkt ausführen.

Wenn Sie derartige Schmerzen oder Probleme haben, kann die wahre Ursache eine Form von CMD sein. Was genau das ist, darauf gehe ich in den nächsten Kapiteln näher ein.

Wichtig: Eine Kiefergelenkentzündung tritt niemals alleine auf. Sie ist keine Krankheit, sondern ein Symptom, verursacht durch CMD (welches wiederum nur ein Sammelbegriff für jede mögliche Ursache ist).

3 unterschiedliche Formen der CMD

Fachärzte fassen eine Vielzahl von relevanten Problemen und Ursachen im Kieferbereich unter CMD zusammen.

kiefergelenkentzündung

CMD steht für “Craniomandibuläre Dysfunktion”, also eine Fehlfunktion der für den Kiefer notwendigen Knochen und / oder Muskeln.

Info: In der Schweiz wird alternativ häufig der Begriff “Myoarthropathie” bevorzugt.

Da der Sammelbegriff CMD ein weites Spektrum umfasst, wird sie weiter in drei Haupterkrankungen untergliedert:

  1. Okklusopathie (Eine Störung der Kauflächen)
  2. Myopathie (Eine Störung der Kaumuskulatur)
  3. Arthropathie (Eine Störung des Kiefergelenkes)

Schmerzen im Kieferbereich können durch jede dieser Ursachen entstehen. Dabei reichen die genauen Hintergründe von einfachen, durchs Kauen ausgelöste Schmerzen bis hin zur Arthrose oder einer Kiefergelenkentzündung.

1. Okklusopathie

Okklusopathie umschreibt eine direkte Störung der Kauflächen. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine Fehlstellung der Zähne handeln oder Probleme mit Weisheitszähnen oder auch Zahnerkrankungen wie Karies und Parodontitis als Ursache haben.

2. Myopathie

Die Myopathie umschreibt Störungen und Schwächen der Muskeln. Das können Muskelverletzungen sein, aber auch Fehlentwicklungen der Muskeln fallen in diese Kategorie.

Eine Myopathie kann auch durch äußere Einflüsse oder Mangelerscheinungen (zum Beispiel Vitamin-D-Mangel) entstehen.

3. Arthropathie

Die Arthropathie ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Gelenkerkrankungen und umschließt alle möglichen Ursachen: von idiopathischer Arthritis bis hin zur Polyarthrose.

Arthropathie wird häufig als Platzhalter genannt, wenn die genaue Erkrankung noch nicht genau diagnostiziert wurde.

Häufige Ursachen der CMD & Kiefergelenkentzündungen

Eine CMD, die Kiefergelenkentzündungen hervorrufen kann, wird durch folgende Ursachen ausgelöst.

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Probleme mit dem Kiefer treten daher häufig nach Operationen, der Verwendung von Kronen und Zahnspangen oder auch nach Unfällen auf, bei denen der Kiefer einem Trauma ausgesetzt wurde.

Weiter können auch rein psychologische Faktoren eine CMD auslösen - das heißt, der Kiefer selbst ist kerngesund, jedoch wird dessen Funktion allein durch die Psyche des Patienten beeinflusst.

Wenn Sie auf Grund einer Kiefergelenkentzündung zum Arzt gehen, wird dieser daher in vielen Fällen eine komplette Anamnese in die Untersuchung integrieren, um schnell die Ursache zu ermitteln.

Wie Sie eine CMD erkennen können

Genau wie auch die CMD selbst ein breites Spektrum an Ursachen hat, finden Sie folgend eine lange Liste möglicher Symptome.

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Neben den häufigen Kieferschmerzen oder Kiefergelenkentzündungen kann eine CMD auch die folgenden Begleiterscheinungen mit sich bringen:

  • Eingeschränkte Beweglichkeit des Kiefers
  • Entzündung der Kiefergelenke
  • Knacken der Kieferknochen beim Öffnen oder Schließen
  • Unangenehme Schmerzen in den Ohren
  • Tinnitus
  • Schwindel und Übelkeit
  • Schluckbeschwerden
  • Plötzliche Probleme, die Zähne richtig aufeinander zu pressen
  • Zahn- oder Kopfschmerzen, Migräne
  • Brustschmerzen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Visuelle Einschränkungen, Augenprobleme

Sie sehen also, Kieferprobleme kündigen sich nicht zwangsläufig allein durch Probleme mit dem Kiefer selbst an. Daher ist eine CMD in einigen Fällen nur schwer eindeutig zu erkennen und eine gründliche Differenzialdiagnose ist erforderlich.

CMDs treten relativ selten auf

Gerade einmal 8% der gesamten Bevölkerung werden ein- oder mehrmals von einer CMD betroffen. In diesen Fällen sind nur rund 3% aller Betroffenen behandlungsbedürftig.

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Hinweis. Am häufigsten findet sich eine CMD bei jungen Erwachsenen und schwangeren Frauen. Mit dem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit aber wieder ab.

Eine CMD ist dabei aber nicht zwangsläufig chronisch oder genetisch bedingt und kann je nach genauer Ursache entweder als Einzelereignis in Erscheinung treten oder sich mehrfach manifestieren.

Lassen Sie sich bei einer Kiefergelenkentzündung also von Ihrem Zahnarzt untersuchen. Dieser kann dann feststellen, ob es sich um eine Form der CMD handelt.

Behandlung von Kiefergelenkentzündung & CMD

Die CMD sowie eine Entzündung des Kiefergelenks ist stark von der Ursache abhängig, daher haben Sie hier häufig nur eine Möglichkeit.

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Lindern Sie die Symptome, bis ein Arzt Ihnen die richtige Behandlung und Medizin für Ihre Situation verschreiben kann.

Schmerzen lindern

Den Alltag am meisten einschränkend sind oftmals mit einer CMD in Verbindung stehende Schmerzen. Diese können Sie mit verschiedenen Mitteln und Wegen lindern.

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  • Kühlen Sie die betroffene Stelle mit Kühlpacks oder mit in Gefrierbeutel oder Handtücher gewickelte Eiswürfel. Dadurch wird der Blutfluss gehemmt und eine Entzündung verlangsamt.
  • Verschiedene rezeptfreie Medikamente wie Ibuprofen helfen dabei, Schmerzen zu lindern. Die entzündungshemmende Wirkung dieser Medikamente unterstützt den Heilungsprozess.
  • Eine wie im Titel erwähnte Entzündung des Kiefergelenkes ist nicht immer Teil einer CMD, aber in vielen Fällen ein begleitendes Symptom. Besonders hier helfen entzündungshemmende Medikamente.

Wichtig: Teilen Sie Ihrem Arzt unbedingt mit, wenn Sie vor dem Arztbesuch bereits Medikamente eingenommen haben!

Nach der Diagnose beim Arzt wird dieser Ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach weitere Medikamente gegen Schmerzen, Stress und Schlafstörungen verschreiben.

Bewährte Hausmittel

In der Regel würde ich von Hausmitteln oder anderer homöopathischer Alternativen zu einer gründlichen Diagnose mit anschließender Behandlung abraten.

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  • Einzig zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen können Sie alternativ zu Medikamenten wie Ibuprofen auch Tees mit entzündungshemmenden Stoffen zu sich nehmen.
  • Vor allem Kamille, Pfefferminz, Salbei und Ingwer unterstützen die Heilung von Entzündungen.

Zusätzlich können Sie Schwellungen mit Kühlpacks und Eis kühlen - dies verlangsamt die Durchblutung und reduziert so pulsierende Schmerzen.

Der Ablauf einer CMD-Therapie

Um Ihre genauen Umstände und die Ursache einer möglichen CMD zu erkennen, wird Ihr Arzt zunächst Ihren Kiefer abtasten und eine mögliche Fehlstellung (ausgerenkter Kiefer, Fehlbiss, Schwellungen) begutachten.

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  • Durch einfaches Abtasten kann Ihr Zahnarzt bereits schnell feststellen, wo genau die Ursache liegt und welche Bewegungen zu Problemen führen.
  • Weiter kann er auf einen Condylographen zurückgreifen. Dieses Gerät sieht zunächst aus, wie eine übergroße Zahnspange, die Ihren Kopf umschließt - damit kann Ihr Arzt selbst kleinste Ungereimtheiten in Ihrem Kiefer ermitteln.
  • Mit einem Gipsabdruck Ihres Gebisses kann ein CMD-Experte dann zahlreiche mögliche Ursachen veranschaulichen und eine passende Behandlung einleiten.

Eine spezielle Aufbiss-Schiene leitet den Druck im Kiefer um und gleicht ihn aus. Das schafft kurzzeitig Linderung bei Schmerzen.

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Außerdem sorgt eine so veränderte Haltung bei der Heilung und Korrektur Ihres Kiefers und verhindert zusätzliche Schäden an Muskeln, Knochen und Zähnen.

Ein operativer Eingriff ist in der Regel nicht erforderlich. Wenn Sie die Aufbiss-Schiene allerdings dauerhaft nutzen müssten, um Schmerzen und Probleme zu vermeiden, dann würde sich hier eine operative Korrektur Ihres Bisses anbieten.

Fazit zu Kiefergelenkentzündungen & CMD

Fachärzte fassen eine Vielzahl Probleme von Kiefer und Gebiss unter dem Sammelbegriff CMD zusammen.

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  • Eine Entzündung des Kiefers zum Beispiel ist lediglich ein Symptom, nicht jedoch die eigentliche Erkrankung.
  • Neben der Kiefergelenkentzündung können so also auch viele weitere, teils komplett unterschiedliche Symptome eine CMD als Ursache haben.

Daher ist eine gründliche Differenzialdiagnose unumgänglich.

Ich empfehle Ihnen, auch bei länger anhaltenden, unerklärlichen Kopf- oder Rückenschmerzen eine mögliche CMD in Betracht zu ziehen. Dies ist zwar nicht so eindeutig, wie Schmerzen beim Kauen oder ein geschwollener Kiefer, kann aber genauso ein Symptom der CMD sein.

  • Da erst ein Facharzt Ihnen eine genaue Diagnose stellen kann, bleibt Ihnen hier nur, die Symptome nach Möglichkeit zu lindern.
  • Schmerzmittel und Kühlung können Ihnen dabei helfen, Schwellungen und Entzündungen zu bremsen und eine Verschlimmerung der Symptome zu vermeiden.

Doch erst der Arzt kann Ihnen eine Behandlung für die Ursache dieser Probleme verschreiben.