Kiefer ausgerenkt – Was tun? Symptome erkennen & behandeln
Was tun wenn der Kiefer ausgerenkt ist? Häufige Ursachen, typische Symptome, Schmerzen und wie Sie den Kiefer wieder einrenken im umfassenden Ratgeber.
Ob beim Gähnen oder bei einem Unfall - sich den Kiefer auszurenken passiert ziemlich schnell.
- Die Symptome sind dabei normalerweise eindeutig zu erkennen.
- Die Behandlung ist ebenfalls recht einfach und meist ohne Arzt durchführbar.
Wie Sie erkennen können, ob Sie sich Ihren Kiefer ausgerenkt haben und was Sie dagegen tun können, erkläre ich Ihnen in diesem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
- Ausgerenkter Kiefer: Symptome & Anzeichen
- Typische Schmerzen bei einem ausgerenkten Kiefergelenk
- Kiefer selbst wieder einrenken
- Die Behandlung in 3 Schritten:
- Was passiert nach der Behandlung der Kieferluxation?
- Kiefer beim Gähnen ausgerenkt - die häufigsten Gründe
- Operation beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden
- Schlusswort zum Thema Kieferausrenken
Ausgerenkter Kiefer: Symptome & Anzeichen
Die Symptome für einen ausgerenkten Kiefer - in der Fachsprache auch als Kieferluxation bezeichnet - sind häufig eindeutig erkennbar.
Fast immer spüren Sie, dass etwas “falsch” ist und sicher der Kiefer nicht natürlich schließt.
Die häufigsten Symptome für einen ausgerenkten Kiefer erkennen Sie daran:
- Sie können Ihren Mund nicht mehr schließen (Kiefersperre).
- Der Kiefer ist einseitig oder beidseitig fehl gestellt.
- Der Kiefer ragt nach vorne - ähnlich einem “Unterbiss”.
- Sie haben mittelstarke Schmerzen beim Bewegen, die aber abklingen, wenn Sie den Kiefer ruhig halten.
In einigen Fällen können aber zusätzliche Checks, wie zum Beispiel eine Röntgenaufnahme, notwendig sein.
Der Kiefer wird von knöchernen Gelenkköpfchen stabilisiert, die sich in Gelenkpfannen befinden. Bei einem ausgerenkten Kiefer sind diese Köpfchen aus der Gelenkpfanne gerutscht und lassen sich nicht mehr in diese hineinbewegen.
In so einem Fall wird der Kiefer nur noch durch die Muskeln und Bänder stabilisiert. Daher entstehen Schmerzen vor allem bei Bewegung, die nach einiger Zeit der Ruhe wieder etwas abklingen.
Typische Schmerzen bei einem ausgerenkten Kiefergelenk
Die Schmerzen entstehen vor allem durch die überlasteten Muskeln und Bänder, die den Kiefer normalerweise stabilisieren. Diese werden bei einer Kieferluxation in eine Richtung überdehnt.
Häufig geraten dadurch der Ober- und Unterkiefer aus dem Gleichgewicht.
Zusätzlich können Kopfschmerzen entstehen, da viele der Kiefermuskeln bis zu den Ohren führen und nicht allein für die Mundöffnung verantwortlich sind.
Aufgrund der Ursache dieser Schmerzen (überanstrengte Muskeln) werden Sie unter Umständen auch nach der Behandlung noch kurzzeitig Schmerzen in Form von Muskelkater haben.
Auch Schwellungen aufgrund der Belastung können Ihnen eventuell noch einige Zeit zu schaffen machen. Indem Sie die betroffenen Stellen kühlen, wirken Sie den Schwellungen entgegen und lindern die Schmerzen etwas.
Info: Ihr Kiefer kann aber auch aus ganz anderen Gründen schmerzen. Lesen Sie dazu mehr im Ratgeber zu Kieferschmerzen.
Kiefer selbst wieder einrenken
Die Behandlung ist relativ einfach gehalten und Sie können sie auch selbst durchführen, wenn Sie bereits Erfahrungen mit einem ausgerenkten Kiefer haben.
Wenn Sie aber mit dem Einrenken des Kiefers nicht vertraut sind, kann ein geschulter Zahnarzt oder Chiropraktiker Ihnen den Kiefer wieder mit korrekter Technik einrenken.
Wenn Sie sich unsicher sind, sollten Sie immer Ihren Arzt um Rat fragen.
Versuchen Sie auf keinen Fall, den Kiefer mit Gewalt zu schließen. Sie riskieren hier sonst zusätzliche Verletzungen!
Die Behandlung in 3 Schritten:
Wichtig: Lassen Sie sich bei Zweifeln lieber von einem Fachmann oder einer Expertin den genauen Ablauf zeigen, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.
- Mit den Daumen werden die unteren Backenzähne nach unten gedrückt.
- Gleichzeitig wird der Unterkiefer mit den restlichen Fingern angehoben.
- Die Rotation bewegt die Kiefergelenke wieder zurück in die Gelenkpfannen.
Der gesamte Vorgang dauert nur wenige Sekunden, kann aber etwas schmerzen. Das liegt daran, da die Muskeln hier ein wenig überspannt werden, bis der Kiefer in seine Position zurückkehrt.
Eventuell wird Ihr Arzt Ihnen eine sogenannte Barton-Bandage anlegen, die Druck auf den Kiefer ausübt und so verhindern soll, dass dieser sich während der Heilungsphase erneut ausrenkt.
Was passiert nach der Behandlung der Kieferluxation?
Wenn Sie sich den Kiefer einmal ausgerenkt haben, besteht ein höheres Risiko, dass Sie sich den Kiefer erneut ausrenken. Es kann außerdem vorkommen, dass Ihr Kiefer beim Kauen häufiger knackt.
Überanstrengen Sie Ihren Kiefer nicht, nachdem er wieder eingerenkt ist. Besser schonen und darauf achten, den Mund nicht zu weit zu öffnen.
Während der Heilungsphase sollten Sie ein zu weites Öffnen des Mundes vermeiden.
- Wenn sich ein Gähnen ankündigt, halten Sie sich eine Faust unter das Kinn und üben Sie ein wenig Gegendruck aus, damit sich der Mund beim Gähnen nicht zu weit öffnet.
- Eine Entzündung sollte relativ schnell abheilen und bedarf in der Regel keiner Medikamente.
- Wenn Ihnen die Schmerzen aber unangenehm sind, empfehlen sich hier Medikamente mit einer anti-inflammatorischen (entzündungshemmenden) Wirkung, wie Ibuprofen.
Ich rate Ihnen, eine Medikamenteneinnahme bezüglich Dauer und Dosis vorab mit Ihrem behandelnden Arzt abzusprechen.
Kiefer beim Gähnen ausgerenkt - die häufigsten Gründe
Die häufigsten Ursachen für einen ausgerenkten Kiefer sind Trauma-Einwirkung (Schlag, Sturz) sowie starkes Gähnen.
Es kann aber auch vorkommen, dass Sie Ihren Mund beim Essen zu weit öffnen (zum Beispiel bei einem dick belegten Sandwich).
Schnell passiert und eine der häufigsten Ursachen: Sie renken sich den Kiefer aus beim Gähnen.
Unter Umständen kann sich Ihr Kiefer auch während einer Zahnarztbehandlung ausrenken, bei der Sie den Mund lange weit geöffnet halten müssen.
Hinweis: Manche Menschen mit besonders lockeren Kiefergelenken neigen häufiger zu Ausrenkungen.
Wenn Sie in der Vergangenheit bereits Probleme mit einem ausgerenkten Kiefer hatten, dann können weitere Vorfälle ebenfalls häufiger bei Ihnen auftreten.
Zu Unterscheiden ist die Kiefersperre vom Kieferknacken. Wenn Sie sich unsicher sind, was auf Sie wirklich zutrifft, dann werfen Sie einen Blick in den Ratgeber zum Thema Kieferknacken.
Operation beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden
Durch das Ausrenken des Kiefers werden die Bänder gedehnt - es besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich den Kiefer in Zukunft erneut ausrenken.
In einigen Fällen kann es auch sinnvoll sein, die Kieferbänder operativ zu verkürzen. Das ist aber unabhängig vom eigentlichen Einrenken des Kiefers.
Sollten Sie in der Vergangenheit mehrmals Probleme mit Ihrem Kiefer gehabt haben, so bieten sich unter anderem Maßnahmen an, um dieses Risiko zu senken.
So kann man Ihnen zum Beispiel operativ die Unterkieferbänder kürzen, damit Ihr Kiefer wieder weniger Spiel hat.
Eine Operation halte ich aber erst für notwendig, wenn Sie sich den Kiefer schon häufiger ausgerenkt haben. Sprechen Sie aber am besten mit Ihrem Arzt darüber.
Schlusswort zum Thema Kieferausrenken
Zusammengefasst: Ein ausgerenkter Kiefer entsteht häufig durch Gähnen, kann aber auch die Folge eines Sturzes oder einer stumpfen Krafteinwirkung sein.
Auch bei längeren Zahnbehandlungen können Sie sich den Kiefer ausrenken.
Keine Sorge, wenn Sie sich den Kiefer ausgerenkt haben. Die Behandlung ist einfach und schnell erledigt und führt in der Regel auch nicht zu langfristigen Einschränkungen.
Mit der richtigen Technik können Sie sich den Kiefer häufig selbst wieder einrenken.
- Falls Ihnen das unangenehm ist oder Sie keine Erfahrungen damit haben, bieten sich Zahnärzte, Kieferorthopäden und Chiropraktiker an, die Ihnen den Kiefer in Sekunden wieder einrenken.
- Danach benötigen Sie etwas Zeit, damit eventuelle Schwellungen und Entzündungen abheilen können. Auch ein Muskelkater kann sich zeigen.
Bei häufigen Vorfällen neigen Sie eher dazu, sich in Zukunft wieder den Kiefer auszurenken.
Unter Umständen kann ein Arzt Ihnen operativ die Bänder kürzen, damit der Unterkiefer weniger Spiel hat. Diese Operation ist jedoch in vielen Fällen nicht nötig.
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